Herbstfahrt 2017
Mitglieder und Gäste des Gesangverein Moosbach besuchten bei ihrer diesjährigen Herbstfahrt Plauen, die größte Stadt des sächsischen Vogtlandes mit heute 66.000 Einwohnern.
Der Stadtkern um den Altmarkt, sorgfältig und liebevoll restauriert, ist Anziehungspunkt für viele Touristen. Herrschaftliche Häuser zeugen noch heute vom ehemaligen Reichtum der Stadt. Die sachkundige Führung durch die kleinen, schmalen Gassen der Altstadt und die aufblühende Innenstadt vermittelte viel Wissenswertes über die Historie der Stadt, die im 2. Weltkrieg stark zerstört wurde. Den Abschluss der Führung bildete der Besuch des Plauener Spitzenmuseums, das einzige seiner Art in Deutschland. Es präsentiert eine Auswahl filigraner Stick- und Klöppelarbeiten ebenso wie handmaschinengefertigte Plauener Spitzen in verschiedenen Techniken und aus unterschiedlichen Epochen. Besucher können eine über 80-jährige Pantographenstickmaschine sowie technische Gerätedetails aus der Historie der Spitzen- und Stickereiindustrie kennenlernen. Die Plauener Spitze hat sich in den vergangenen 100 Jahren zu einem weltbekannten textilen Erzeugnis entwickelt und maßgeblich die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung des Vogtlandes geprägt.
Nach der Mittagsrast in einem wunderbar restaurierten Gewölbekeller erlebten die Besucher dann in Mödlareuth ein Kontrastprogramm der besonderen Art: Der Ort mit etwa 50 Einwohnern, dessen westlicher Teil zu Bayern, der östliche zu Thüringen gehört, wird auch heute noch getrennt verwaltet. „Little Berlin“ nannten amerikanische Soldaten das Dörfchen, durch dessen Mitte fast 40 Jahre lang die Grenze zwischen der DDR und der Bundesrepublik verlief. 1952 wurde mit der Errichtung eines übermannshohen Holzbretterzaunes die Teilung der beiden Ortsteile eingeleitet. Der im Osten (DDR) liegende Teil wurde zum Sperrgebiet erklärt. Fast 130 Menschen wurden zwangsausgesiedelt, wenige durften bleiben. Für sie begann ein Leben im permanenten Ausnahmezustand. 1966 wird quer durch den Ort eine 700m lange und drei Meter hohe Betonsperrmauer gezogen. Der östliche Teil ist jetzt von der Außenwelt hermetisch abgeriegelt. Vorne die Mauer, hinten ein unter Strom stehender Zaun. Ohne Ausweis mit Sonderstempel führte kein Weg mehr hinaus oder hinein. Die Grenze teilte aber nicht nur das Dorf, sondern auch die Familien. Eltern, Kinder, Geschwister konnten sich nicht mehr begegnen, jeder Kontakt war verboten. Erst im Dezember 1989 konnten die Mödlareuther wieder zueinander finden. Im Museumskino des Deutsch-Deutschen Museum in Mödlareuth wurde den Reiseteilnehmern die ganze Tragik der Ereignisse in einem Film vor Augen geführt. Interessierte konnten sich in einer Ausstellung auch über 30 historische Grenzfahrzeuge ansehen. Das Freigelände mit Grenzanlagen wurde wegen des schlechten Wetters nicht besichtigt. Das Museum verfolgt das Ziel, die Geschichte der deutschen Teilung in ihrer Gesamtheit darzustellen. Nicht nur Mauer und Stacheldraht, sondern auch die politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und alltagsgeschichtlichen Aspekte dieser Teilung sollen vermittelt werden.
Dies verfehlte seine Wirkung nicht, denn nach dem Besuch Mödlareuths war die Stimmung im Reisebus doch etwas getrübt und nachdenklich. Das änderte sich spätestens in Plech, im Gasthaus „Zum Goldenen Herz“, wo der sehr interessante Tag dann bei einem guten gemeinsamen Abendessen seinen Ausklang fand.