Herbstfahrt 2009


In die schöne Fuggerstadt Augsburg zog es anlässlich ihrer diesjährigen Herbstfahrt viele Mitglieder und Gäste des Gesangverein Moosbach. Augsburg ist mehr als doppelt so alt wie Nürnberg oder München. Als Militärlager Augusta Vindelicum auf dem heutigen Stadtgebiet gegründet, wurde dieses bald zur Hauptstadt der Römischen Provinz Raetien. Über 400 Jahre Zugehörigkeit zum römischen Weltreich prägte die frühe Entwicklung der Stadt. Entscheidend für den Aufstieg Augsburgs war sowohl die militärische Bedeutung im römischen Reich, als auch die verkehrsgünstige Lage oberhalb des Zusammenflusses der Alpenflüsse Lech und Wertach mit dem Zugang zu den wichtigsten Alpenpässen.

Im 13. Jahrhundert erreichten die Bürger von Augsburg die Reichsunmittelbarkeit. 500 Jahre blieb die Stadt Freie Reichsstadt, seit über 1250 Jahren ist sie Bischofssitz. Die höchste wirtschaftliche Blüte erreichte die Stadt im 15. und 16. Jahrhundert durch die Bank- und Metallgeschäfte der Kaufmannsfamilien. Die Finanzkraft der Fugger und Welser förderte Augsburgs Stellung als Weltstadt, als Stadt der Kaiser und Reichstage. Berühmte Maler, Bildhauer und Musiker schufen hier ihre Kunstwerke. Augsburg ist Heimatstadt der Malerfamilie Holbein, des Komponisten Leopold Mozart und des Dichters Bert Brecht. Zum Höhepunkt wurde die Renaissance. Das Rokoko wurde als „Augsburger Geschmack“ bezeichnet. Nah dem Dreißigjährigen Krieg standen das Kunsthandwerk mit seinen Gold- und Silberschmieden sowie das Druckerhandwerk in voller Blüte. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte sich die Augsburger Textilindustrie und in Folge der Maschinenbau. Bahnbrechende Innovationen verschafften dem Industriestandort Augsburg Weltgeltung. Rudolf Diesel konstruierte den ersten, nach ihm benannten Diesel-Motor, Linde baute die erste nach ihm benannte Kältemaschine, Messerschmidt produzierte erstmals ein Düsenflugzeug in Serie. Heute zeigt sich das traditionsreiche Augsburg und seine Region als Ort der Wissenschaft, Kunst und Kultur. Es ist Universitätsstadt, zählt 275.000 Einwohner und ist das drittgrößte Wirtschafts- und Industriezentrum Bayerns.

Bei einer kenntnisreichen Stadtführung wurden das von 1615 bis 1620 erbaute Rathaus — es gilt als bedeutendster Profanbau der Renaissance nördlich der Alpen — mit seinem beeindruckenden Goldenen Saal, die Paläste an der Maximilianstraße, das Brechthaus, die Handwerkeraltstadt und die Fuggerei, die älteste Sozialsiedlung der Welt für bedürftige, schuldlos in Not geratene katholische Augsburger Bürger und Einwohner, besichtigt. Sie umfasst 67 Häuser und 140 Wohnungen, eine Kirche und einen Brunnen. Die Jahresmiete beträgt 0,88 Euro. Zur Hausordnung gehört noch immer die Verpflichtung des täglichen Gebets für die Stifter.

Zum Mittagessen kehrte man in die nicht minder traditionsreiche Gaststätte „Bauerntanz“, erstmals erwähnt 1576, ein. Der Name leitet sich von den um 1738 geschaffenen berühmten Fassadenmalereien des Joh. Evangelist Holzer (1709-1740) mit dem Thema Bauerntanz ab. Sie zeigen eine tanzende und zechende Gesellschaft auf einer Bauernhochzeit. Das Fresko wurde 1811 von dem Maler Michael Tänzel erneuert, ist aber heute leider nicht mehr erhalten. Auch Mozart, Goethe und Rudolf Diesel rasteten hier schon.

Zu einem weiteren Höhepunkt wurde für die Reiseteilnehmer eine Führung im Augsburger Dom. Die „Hohe Domkirche Unserer Lieben Frau zu Augsburg“ ist die Kathedrale des Bistums Augsburg und gleichzeitig die Stadtpfarrkirche der Dompfarrei. Die Domgeschichte lässt sich bis in das Jahr 823 urkundlich rekonstruieren. Der Dom ist 113 Meter lang, 40 Meter breit und seine Türme sind 62 Meter hoch. Sehenswert im Inneren sind die Krypta unter dem Westchor, die Bischof Ulrich im 10. Jahrhundert anlegte, die Fresken aus romanischer und gotischer Zeit, schöne Gewölbemalereien, Tafelbilder von Hans Holbein d. Ä., Glasmalereien aus dem 12. Jahrhundert und die prächtige Bronzetür mit 35 Relieftafeln aus dem Alten Testament. Im Lauf der Jahrhunderte erlebte der Dom zahlreiche Umbauten, wobei viele Kunstschätze verloren gingen. 1863 wurde er im Stil der Neugotik umgebaut. In einer besonders schönen Seitenkapelle mit wunderbarer Akustik sang der gemischte Chor 2 Lieder.

Die bei der Führung aufgenommenen Informationen und Eindrücke konnten beim anschließenden Kaffeetrinken noch nachwirken, bevor man per Bus über Neuburg an der Donau und Eichstätt die Heimreise antrat. Ein schöner, erlebnisreicher Tag, der wieder vorbildlich von Hans Korn vorbereitet und organisiert wurde, klang in einem Gasthof in Hirnstetten bei Kipfenberg im Altmühltal bei einer zünftigen Brotzeit aus. Alle interessanten Details über die am Rande der Reiseroute gelegen Sehenswürdigkeiten vermittelte wieder gekonnt und bestens recherchiert Chorleiter Franz Peter Hintermayer.