Winterwanderung 2008
Die Winterwanderung des Gesangverein Moosbach war heuer keine Wanderung, sondern ein Altstadtrundgang in Nürnberg. Mit der S-Bahn fuhren die Sängerinnen und Sänger, Vereinsmitglieder und Gäste zum Nürnberger Hauptbahnhof und kehrten zum Mittagessen in der Traditionsgaststätte „Bratwurst-Röslein“ ein. Danach starteten die Teilnehmer, geteilt in zwei Gruppen, mit ihren Führerinnen zum Stadtrundgang am „Schönen Brunnen“ am Hauptmarkt, der von 1389 bis 1936 vom Steinmetz Heinrich Behaim erbaut wurde. In vier Reihen stehen vierzig Steinfiguren um die 19 m hohe Steinpyramide, die das Weltbild des Heiligen Römischen Reiches repräsentieren.
Die Kirche St. Sebald war Ziel der ersten Gruppe: Im spätromanischen Stil wurde 1230/40 mit dem Bau begonnen, fertig gestellt wurde sie 1274/75. Danach folgten Umbaumaßnahmen in hochgotischem Stil. Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die Ausstattung barockisiert und Emporen eingerichtet. Höhepunkt der Inneneinrichtung ist das Sebaldusgrab, geschaffen von Veit Stoß. Beeindruckend die Bilder von der Zerstörung im zweiten Weltkrieg, die im Innenraum gezeigt werden. Die hochgotische Basilika St. Lorenz, besucht von Teilnehmern der zweiten Gruppe, wurde zwischen 1243 und 1315 errichtet, der gewaltige Hallenchor von 1439 bis 1477 erbaut. Auch diese Kirche wurde im Krieg schwer beschädigt. Der Wiederaufbau erfolgte ab 1945 unter Leitung von Julius Lincke. Besondere Beachtung verdienen das Sakramenthaus von Adam Kraft und der Engelsgruß mit dazugehörigem Marienleuchter von Veit Stoß.
Im weiteren Verlauf der Führung wurden die Fassade des „Alten Rathauses“, so bezeichnet man alle Bauten, die vom 14. bis 17. Jahrhundert zwischen Rathausplatz, Rathausgässchen und Theresienstraße entstanden sind, die Weißgerbergasse mit schön restaurierten Fachwerkhäusern und der Ketten- und Henkersteg besucht. Hier wohnte vom 16. bis 19. Jahrhundert der Henker, abgesondert von den anderen Stadtbewohnern, da seine Tätigkeit bis zur Zeit der Aufklärung als „unehrlich“ galt. Das „Unschlitthaus“ am Unschlittplatz wurde 1491 erbaut und gehörte zu den sieben Kornhäusern, die der Rat im 15. Jahrhundert errichten ließ. Seinen Namen erhielt es vom 1562 hier untergebrachten Unschlittamt. Die Metzger wurden zur Abgabe allen Unschlitts (= nicht genießbares Fett) verpflichtet und die Stadt verkaufte von hier aus den geschmolzenen Talg an andere Gewerbe weiter. Als Rohstoff für Kerzen, Seife, Wagenschmiere und Schuhwichse wurde Unschlitt bis ins 19. Jahrhundert genutzt.
Die Fleischbrücke verbindet Sebalder und Lorenzer Viertel miteinander. 1418 brannte die Holzbrücke vollständig ab, wurde wieder aus Holz errichtet und danach von der Pegnitz mitgerissen. 1487 wurde sie mit einem Mittelpfeiler und zwei Bögen aus Stein erneut erbaut und 1595 von einem Frühjahrshochwasser zerstört. 1596-98 wurde die einbogige steinerne Brücke nochmals aufgebaut, diesmal technisch verbessert mit 2000 Holzpfeilern als Fundament. Sie galt als technisch bedeutendste Brücke Europas ihrer Zeit.
Nach so viel Kultur schmeckten Kaffee und Kuchen und mancher Schoppen im „Bratwursthäusle“ besonders gut, bis es mit der S-Bahn wieder zurück nach Feucht bzw. Moosbach ging. Hans Korn, im Verein für „Reisen“ zuständig, hatte diesen Tag wieder bestens organisiert.