Herbstausflug 2008


Ansbach, die Regierungshauptstadt Mittelfrankens, war das Ziel der diesjährigen Herbstfahrt des Moosbacher Gesangvereins. Die Sänger erkundeten mit Angehörigen und Freunden unter Leitung von zwei kompetenten Fremdenführern bei einer Stadtführung die sehenswerte Innenstadt mit vielen stattlichen Gebäuden und erfuhren interessante geschichtliche Details. Die Führung begann am Schlossplatz bei der Statue „Anscavallo“, einer neueren, sehr modernen Plastik direkt vor dem Markgrafenschloss. Dieses entstand aus einer Wasserburg, die gegen Ende des 14. Jahrhunderts gebaut wurde. Hofbaumeister Gideon Bacher erweiterte sie zwei Jahrhunderte später zu einem prunkvollen Renaissanceschloss. Seine heutige Form erhielt es durch den Graubündner Gabriel Gabrieli.

Auf der Tour durch die Altstadt stieß die Gruppe in der Platenstraße auf das Kaspar-Hauser-Denkmal. Es stellt Kaspar Hauser zweimal dar: Einmal wie er beim Auftauchen am 26. Mai 1828 in Nürnberg ausgesehen haben könnte, die andere Figur zeigt den erwachsen gewordenen Hauser in der Kleidung eines Ehrenmannes seiner Zeit. Er war bis zum Tag des Attentates am 14. Dezember 1833 als Schreiber in der ehemaligen markgräflichen Kanzlei am Monteglasplatz unter Präsident Anselm von Feuerbach beschäftigt. Eine weitere Figur befindet sich am Monteglasplatz: „Die sitzende Kaspar-Hauser-Figur umschlingt einen Baum“.

Vorbei an der Hofkanzlei (später Amtsgerichtsgebäude, heute von der Bezirksregierung genutzt), einem Spätrenaissancebau mit prächtiger Fassade aus dem 16. Jahrhundert von Gideon Bacher, ging es in die evang. Gumbertuskirche. Von der ehemaligen Stiftskirche sind romanische Architekturteile, gotische Anbauten aus dem 15. Jahrhundert sowie der bedeutende Chor (Schwanenritterkapelle) aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts erhalten. Die Ende des 16. Jahrhunderts erbaute charakteristische Drei-Turm-Fassade Gideon Bachers gilt als Wahrzeichen von Ansbach. Oft erfüllt die rekonstruierte Wiegleb-Orgel, die größte Barockorgel Frankens, das barocke Kirchenschiff mit ihren himmlischen Klängen. Den Abschluss der Stadtführung bildete der Besuch der Synagoge in der Rosenbachstraße. 1744-1746 von Leopoldo Retty erbaut, ist sie eine der bedeutendsten erhaltenen barocken Synagogen Sünddeutschlands.

Nach einer Mittagseinkehr in Schillingsfürst wurde das Schloss und der Jagdfalkenhof Schillingsfürst besucht. Dieser bayerische Jagdfalkenhof zeigt fast alle europäischen Greifvogelarten: Adler, Falken, Milane und Geier. Die Flugvorführungen wurden von fachkundigen Erläuterungen der Berufsfalkner umrahmt und sorgten für eine einzigartig bleibende Erinnerung. Danach wurde das Schloss besichtigt. Bereits um das Jahr 1000, zur Zeit Kaiser Ottos III, war auf der höchsten Erhebung (545 m) der Frankenhöhe über dem Luftkurort Schillingsfürst eine mächtige Burganlage, seit Jahrhunderten im Besitz der Grafen und Fürsten zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Im Jahre 1316, im Bauernkrieg 1525 und im Dreißigjährigen Krieg 1623 wurde das Schloss zerstört und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch Fürst Philipp Ernst zu Hohenlohe-Schillingsfürst im spanischen Barockstil neu erbaut. Die reichhaltigen Stuckarbeiten, besonders in den Treppenhäusern und Salons, stammen von dem berühmten Baumeister Gabriel Gabrieli und seinem Bruder Francesco.

Bei einem Gang durch das Schlossmuseum wird die Geschichte des wilhelminischen Kaiserreiches wieder lebendig und es wurden neben den Hohenlohe'schen Ahnen die Familien Sayn-Wittgenstein und Radiziwill erwähnt. Ihre Bedeutung in Zusammenhang mit dem Schillingsfürster Fürstenhaus wurde anhand von hervorragenden Gemälden, Deckenbildern, Gobelins, auserlesenen Möbeln, Porzellanen und herrlichen Intarsienfußböden (die nur mit Filzpantoffeln betreten werden dürfen) erläutert und hervorgehoben. Der bekannteste Spross aus dem Hause Hohenlohe-Schillingsfürst war Fürst Chlodwig (1819-1901), der bereits in jungen Jahren die politische Laufbahn einschlug. Als bayerischer Ministerpräsident und besonders als deutscher Reichskanzler (1894-1900) bestimmte er maßgeblich die Politik des ausgehenden 19. Jahrhunderts mit.

Zahlreiche Jagdtrophäen in den großen Prunktreppenhäusern, auf den Gängen und im Falknereimuseum im Erdgeschoss weisen auf die Gemahlin des Reichskanzlers, Fürstin Marie, geborene Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein, hin. Die Fürstin war eine leidenschaftliche Anhängerin der Jagd, vor allem auf ihren großen Besitzungen in Litauen und Weißrussland. Ein Bruder des Reichskanzlers, Kurienkardinal Gustav Adolf Prinz zu Hohenlohe-Schillingsfürst, war der jüngste Kardinal der Geschichte und ein eifriger Förderer von Bildung (1873 gründete er eine örtliche katholische Mädchenrealschule), Kunst, Wissenschaft und Landwirtschaft. Die Stadt Schillingsfürst hat ihm viel zu verdanken.

Ein schöner erlebnisreicher Tag, der wieder vorbildlich von Hans Korn vorbereitet und organisiert wurde, klang in einer Weinstube in Ipsheim bei einem guten Schoppen und dazugehöriger Vesper bei Musik und Gesang fröhlich und harmonisch aus.